Tattoo-Technik | ||||
Die äußere Haut gliedert sich prinzipiell in drei Hautschichten: die etwa 0,04 bis 1,5 Millimeter dicke Oberhaut (Epidermis), die Lederhaut (Dermis oder Corium) und die Unterhaut (Subkutis).
Im zweiten Fall, wenn
also der Stich zu tief in die Haut vorgenommen wird, wird das Tattoo aufgrund
der auftretenden Blutungen nicht deutlich genug sichtbar und die Farben
werden ausgewaschen. Dauerhaft haltbar sind diejenigen Farbpigmente, die
in der mittleren Hautschicht (Dermis) eingelagert sind. Hier werden die
Farbpigmente in den Papillarkörpern der Haut dauerhaft eingekapselt. Die heute im Westen gebräuchlichste Methode ist das Arbeiten mit einer elektrischen Tätowiermaschine, die oft "Gun" genannt wird und deren Prinzip auf der Erfindung von Samuel O'Reilly beruht. Unter der Bezeichnung Tattaugraph' wurde sie in New York erstmals erprobt und 1891 patentiert. In Deutschland setzte sie sich erst nach 1922 durch. Die Arbeitsweise einer
Tätowiermaschine gleicht der einer einfachen elektrischen Türklingel:
Bei Stromzufuhr wird mit Hilfe zweier Spulen aus Kupferdraht ein elektromagnetisches
Feld erzeugt. Dieser Elektromagnet zieht eine Metallfeder an, die rückwärtig
am Maschinenrahmen befestigt ist. Auf der anderen Seite der Feder hängt
die Nadelstange, die so genannte Flatt, mit einer Anzahl feiner, angelöteter
Nadeln. Die Feder, die nun die Nadelstange nach unten zieht, deaktiviert
den Stromkreis, sobald sie unten angelangt ist, so dass die Feder mitsamt
der Nadelstange in die ursprüngliche Position zurückspringt.
Die variable Nadelanzahl an der Stange hingegen erlaubt saubere Farbfüllungen, Verläufe und Schattierungen. Je nach Konstruktion fließt die Farbe aus einem an der Maschine befestigten Behälter in Hohlnadeln, an den Nadeln entlang, oder das Nadelbündel wird in die Farbe getaucht. Die Tinte hält sich aufgrund von Kapillarkräften zwischen den Nadeln und wird durch die Schnelligkeit der Bewegung ähnlich leicht in die Haut gebracht wie beim Zeichnen mit einem Stift auf Papier. Im Gegensatz zum Papier wird die Haut aber mit der einen Hand unter Spannung gehalten, die andere Hand bringt das Bild an. Die Tinte wird bei einer Tätowierung in die zweite Hautschicht, die Dermis, eingebracht, deren Zellen dauerhafter sind als die der Epidermis, so dass die Tattoofarbe dort ein Leben lang verbleibt. Die Tätowierungsfarbe wird dann durch die äußere Hautschicht, die Epidermis, hindurch gesehen. Neben dieser Technik des Tätowierens existieren noch viele weitere Möglichkeiten, dauerhafte Hautzeichnungen herzustellen. Zu nennen sind beispielsweise das Einschneiden der Haut und ein Einreiben der Wunde mit Tinte, Asche oder sonstigen farbgebenden Stoffen sowie das Tätowieren mit Nadel und Faden, bei dem eine mit Faden umwickelte Nähnadel in Tinte getaucht und dann in die Haut gestochen wird. Zurück bleiben hierbei die typischen "Knasttattoos"; unter der Haut verlaufende Tintenkleckse formen die berühmten drei Punkte, Tränen, Namenszüge oder primitive Bildchen. Es gab und gibt in der langen Geschichte der Tätowierung aber noch andere manuelle Tätowiertechniken. Bei den Völkern Polynesiens war eine Art Tätowierkamm gebräuchlich, der aus verschiedenen Pflanzenteilen oder Knochen hergestellt wurde und an einem langen Stab befestigt war. Die Spitzen des Kammes wurden durch rhythmisches Schlagen auf den Griff in die Haut getrieben, wo sie eine Tinte gemischt aus Wasser und Asche oder verbrannten Nüssen, einbrachten. Diese Kämme gab es in unterschiedlichen Breiten, immer hinterließen sie aber Linien, niemals Punkte. Die traditionellen japanischen Tätowierungen (Irezumi) werden auch heute noch häufig manuell gefertigt, obwohl sich westliche Tätowiermaschinen auch in Japan großer Beliebtheit erfreuen. Hierzu dienen hölzerne Stecknadelstifte, genannt Hari, die, wie bei einem Pinsel, an langen Bambusgriffen befestigt sind und mit denen die Farbe in die Haut gezupft wird. Diese Technik erfordert viel Übung, erlaubt aber dem Meister, der sie beherrscht, durch Variation in der Tiefe des Stiches Tätowierungen mit großer Präzision und Kontrolle herzustellen. Die Maoris in Neuseeland schnitten mit meißelähnlichen Holzinstrumenten Farbe in die Gesichtshaut ein. Samoaner hämmerten eine kammähnliche Hacke, die manchmal aus bearbeiteten Menschenknochen bestand. Die Eingeborenen auf Tahiti tätowierten mit spitzen Knochen oder Haifischzähnen. Die Mayas und Azteken in Mexiko benutzten frische Dornen und Kakteenstacheln. Die nordamerikanischen Indianer gravierten mit in Holzstäben gefassten Feuersteinspitzen. Die Eskimos zogen rußige oder mit Farbe getränkte Fäden oder Sehnen unter der Haut hindurch, die narbenähnliche Markierungen hinterließen. Die wohl bekannteste
Form einer allerdings unfreiwilligen Tätowierung, die auf dem gleichen
Prinzip beruht, ist die so genannte "Schmutztätowierung".
Sie kann bei Explosionen oder Stürzen auf Asphalt entstehen, wobei
Pigmente zufällig - als Folge des Unfalls - in die Haut eingelagert
werden. Ganze Generationen von Fußballer(innen) tragen zeitlebens
Aschepartikel unter der Haut ihrer Knie, die bei einem Sturz durch die
Schürfwunde in die Haut gelangten.
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